Ich habe gerade einen Text wiedergefunden, den ich vor etlichen Jahren geschrieben habe, und dachte, ich könnte den mal teilen. Wurde damals durch meinen Vater inspiriert, der als Markscheider im Bergbau tätig und sehr davon begeistert war. Ich hoffe er gefällt euch.
Einst, vor langer Zeit anno domini XXXXVMCMIIIrömischeZahlenmachenmichverrückt3 da erfanden die Gebrüder Fred und Ingwer Net etwas, das eine große Ära des Wohlstandes auslösen sollte. Und sie erfanden es aus der Not und dem Wunsch heraus, immer wissen zu wollen, wo sich ihr heißgeliebtes zahmes Hausnashorn namens Inter befinde. Zu seinen Ehren nannten sie es das Inter-Net. Ja damals, in einstiger Zeit, als Internetanbieter noch ein ehrbarer Beruf war. Das Erz der wertvollen Bits und Bytes wurde noch per Hand von feinen und arbeitssamen Bergmännern aus den Untiefen der Erde geschürft, ja, das war noch Arbeit für richtige Männer. Oh wie heißt es doch in dem unendlich besungenem Bergmannslied: Glück auf, Glück auf! Der Byte-Mann kommt. Und da tragen sie das Smartphone vor dem Arsch bei der Nacht, ja da tragen sie das Smartphone vor dem Arsch bei der Nacht! Und posten es a–uch und postens auch. Und da hörte es noch nicht auf! Einmal ans Licht des Tages gebracht übernahmen die ehrenwerten Hüttenleute und ihre Arbeit war so anstrengend wie schweißtreibend. In der glühenden Hitze der Flamestorms schmolzen sie den nun glühenden Hass heraus, geboren aus den Teilen der Erde, die nicht für die Erschaffung eines reinen Inter-Netzes geeignet sind, die da wären: Trolle, Nazis, Salafisten und ähnliches Gesocks, dass sich des Nachts in den Bergwerksstollen in den dunkelsten rechten oder religiösen Ecken herumtreibt. Die reinen Bits und Bytes, nun gegossen in stahlharte Pakete, gelangten nun zu ihrer letzten Station, nur noch wenige Schritte von ihrer Vollendung entfernt. Männer, groß wie Kleiderschränke und muskelbepackt wie Eber, schlugen nun auf die Pakete ein, verbanden sie mit den Stoffen http und PHP zu einem harten und doch biegsamen Ganzen und zwangen es durch ihre pure Willenskraft in seine endgültige Form. Die meisten dieser Männer wurden Systemarbeiter genannt, aber nur die härtesten durften sich Administratoren nennen. Und so konnte damals noch ganze Fässer handgemachten Internetzes an die Menschen dieses Landes ausgeliefert werden.
Doch wo sind wir hingenommen? Heutige Anbieter, die die Verträge aus ihrem Arsch ziehen und sie dir als Gold verkaufen wollen, haben keinen Sinn mehr für die Ästhetik eines ehrenwerten, lohndumping- und überwachungsfreien Internetzes. In diesen Zeiten, in denen durch Massenproduktion in jeder Sekunde mehr Internet an jeden von uns geliefert wird, als früher an einem vollen Tag hergestellt werden konnte, haben wir das Gefühl für den Wert dieser Daten verloren. Wir werfen sie der Welt zu Füßen, stellen unser gesamtes Leben online, weil es bestimmt jemanden interessiert, was ich heute zu essen hatte und welche Konsistenz ich in meinem Stuhlgang festgestellt habe. (Interessanterweise entspricht das auch dem Inhalt der meisten Posts bei Gesichtsbuch und Sofort Bild Abkürzung: Scheiße) Wir kaufen beim Online-Händler, nur damit er uns analysieren kann. Warum gehen die Leute nicht gleich zum Proktologen, wenn sie wollen, dass man ihnen in den Arsch kriecht. Und auch ich bin so jemand. Auch meine Daten sind dort draußen und schippern den Amazonas hinab, weiter getragen vom Corporate Marketing und Big Data. Manchmal, wenn ich abends im Dunkeln ganz allein auf den Wellen des Internet surfe, dann wird mir wehmütig und ich vermisse meine lieben Daten. Sie sind nicht die besten, aber sie sind meine. Und dann gedenke ich ganz im Stillen den starken und ehrenwerten Männern des Internet-Bergbaus. Glück auf!