Ich sage vorab schonmal folgendes: ich arbeite nicht bei einem herkömmlichen Anbieter wie Telekom & Co. Mein Arbeitgeber ist auf IoT Angebote spezialisiert.
Weil ich in der Softwareabteilung des Anbieters arbeite, kann ich euch Fragen darüber beantworten wie euer Handy ins Internet kommt und ähnliches.
Wie stehst du zum gläsernen Bürger, der heutzutage von allen Seiten von Handy bis Spülmaschine (viele haben Apps) Daten liefert.
Ist dies ein hohes Risiko, falls die Stimmung in der Gesellschaft kippt?
Ich sehe das teils schon sehr kritisch, es werden oft sehr viele Daten erhoben und sogar eine kleine Menge dieser Daten kann bereits sehr viel über das Individuum aussagen. Es ist beispielsweise möglich für einen Mobilfunk-Anbieter, rein dadurch dass jeder ein Handy mit sich trägt ein Bewegungsprofil jeder Person zu erstellen.
Leider sehe ich aber auch nicht wie man dem ganzen komplett aus dem Weg gehen kann. Glücklicherweise haben wir aber im Moment noch mitunter die besten Datenschutz-Regeln weltweit. Sollten die aber mal gekippt werden, und vor allem der Staat entscheiden er möchte jetzt gerne alle diese Daten sammeln kann das schnell böse enden.
Ich empfehle mal an der Stelle das Video “Spiegel Mining” von David Kriesel. Dort spricht er diese Thematik auch mal an.
Cool, danke für die Antwort! Die David Kriesel Vorträge kenne ich alle bereits :)
Interessant. Was für einen Mobilfunktarif hast du?
Ich bin ganz langweilig bei der Telekom Magenta Mobil S, aber auch nur weil ich da schon so lang bin dass ich inzwischen pro monat ~29GB bekomm. Ich habe allerdings auch immer eine zweite SIM von der Arbeit in meinem Handy mit der ich überall Empfang habe. Die ist aber preislich nicht auf Endkunden ausgelegt :D
Kannst du mir der zweiten SIM dann einfach regular sämtliche Netze (Telefon, Vodafone, Telefonica) nutzen oder wie läuft das technisch? Wie teuer sind denn solche Tarife, bei denen lokales Roaming inklusive ist?
Mit der arbeits-SIM kann ich in Deutschland jedes Netz nutzen (im Ausland auch, aber nicht immer alle Netze). Diese SIM Karten sind für Firmenkunden gedacht. Ein paar WhatsApp Nachrichten kann man darüber schicken, aber im “Standard Tarif” würde ich als Kunde zumindest kein Streaming oder groß web-browsing machen. Mit der Menge an Daten die moderne Smartphones ziehen, kommt man da schnell auf größere Summen wenn man keine Limits setzt (was man auf jeden Fall tun sollte).
- Was gibt es für Tarife?
- Gibt es Datenvolumen o.Ä.?
- Wie ist die Preisgestaltung?
- Zählen Autos auch zu IoT, also auch ein Tesla?
Ich bezahle 9,99€ für die Premium Connectivität. Daher wäre interessant wie viel davon an Tesla geht und wie viel Datenvolumen mein Auto eigentlich hat.
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Es gibt keine einheitlichen “Tarife” in dem Sinne, da wir nicht im Endkunden-Bereich unterwegs sind. Die Lösungen sind idr. Individueller. Wir haben allerdings Basispreise, die wir nutzen wenn Kunden sich anmelden die nicht mit unserem Sales-Team in Kontakt treten.
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Ja, es gibt Datenvolumen, wir haben in der Regel inklusiv-Volumen, dass man auch über mehrere SIMs zusammenfassen kann. Allerdings kann man bei uns einstellen ob die SIM nach dem Verbrauch des Volumens weiterhin Datenverbindung hat oder nicht. Das überzogene Datenvolumen wird dann als “Pay as you go” abgerechnet.
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Preislich liegt Datenvolumen bei uns recht hoch sogar im Vergleich zu Telekom&Co. Das liegt primär daran dass man als Kunde auch Zugriff auf unser Portal und API bekommt. Ich kann hier leider keine genauen Zahlen rausgeben und Kunden mit hohem Datenvolumen haben häufig bessere Konditionen dafür als Kunden die nur wenige MB verbrauchen.
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Autos zählen durchaus zu IoT. Generell ist Mobilität ein großer Teil des Mobilfunk-IoT marktes. Bspw GPS tracker und ähnliches. Denn die sollten im Idealfall überall verbunden sein.
Was ich dir nicht genau sagen kann ist, wie viel Datenvolumen genau so ein Tesla hat und ob es eine Grenze gibt. Aber 9,99 klingt nach keinem zu schlechten Preis. Bei dem Preis könnte Tesla mit einigen Kunden auch Verlust machen, je nachdem wie genau sie ihre Autos anbinden und wie viel Freiheit der Kunde beim Verbrauch hat. Kann mir aber gut vorstellen dass da sinnvolle Limits eingerichtet sind, sonst könnte das ganz schnell ganz schön teuer werden.
Ich weiß, dass man nur eine gewisse Zeit pro Tag Zugriff auf die Kameras vom Tesla hat. Danach erscheint die Meldung, dass man sein Kontingent erschöpft hat. Das spricht für deine Aussage. Livestream aller 5 Kameras wird wohl ordentlich viel Traffic verursachen.
Vielen Dank für die Infos! <3
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Wenn ich mir überlege dass Autos eventuell auch Kartenupdates herunterladen sollen und eventuell sogar Firmware Updates kann ich mir vorstellen, dass das für einen Fahrzeughersteller insgesamt im mindestens mal 5-6-stelligen Bereich liegen kann. Je nach Flottengröße.
Es kommt natürlich auch darauf an was für Deals die Fahrzeughersteller haben, aber billig ist es sicher nicht.
Das ist denke ich auch ein Grund warum viele Hersteller inzwischen versuchen überall Abos zu verkaufen. So ein Konnektivitätsservice kostet halt dauerhaft Geld, also hat man als Hersteller zwei Möglichkeiten. Entweder das genau durchkalkulieren was man erwartet und die Fahrzeugpreise so gestalten, dass die laufenden Kosten für die vorausgesagte Fahrzeug-Lebensspanne schon gedeckt sind (ziemlich schwer) - oder halt ein Abo verkaufen.
Na ja, man könnte seinen Kunden auch einfach sagen, dass sie ihr Heim-WLAN nutzen sollen oder auch “nimm eine SD-Karte, lade eine Update-Datei runter und steck die SD-Karte ins Auto”. Die Werkstatt macht das wahrscheinlich sowieso so ähnlich.
Sicher, das tun auch bestimmte Hersteller. Aber sobald man einem Kunden bspw die Möglichkeit gibt ein Update per SD-Karte einzuspielen öffnet man potenziell viele Lücken, die kreative Menschen ausnutzen könnten um die Auto-Software zu modifizieren. Das geht zwar auch so, ist aber nicht ganz so einfach. Außerdem kann man so nicht 100% sicher stellen dass alle aktiven Fahrzeuge diese Updates haben. Bei sicherheitsrelevanten Themen ist das aber schon sehr wichtig. Wenn ein Fahrzeug halt nicht die Möglichkeit hat in ein WLAN Netzwerk zu kommen und der Kunde das Update nicht selbst macht ist das blöd.
Einige Hersteller bieten den Kunden auch an die Konnektivität des Smarphones für bestimmte Sachen zu verwenden.
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Im Endeffekt gibt es in Deutschland nur Telekom, Vodafone und Telefonica(O2). Die sind Netzbetreiber. Alle anderen Anbieter kaufen sich lediglich bei den drei ein. Wir haben Roaming Verträge mit diesen drei Anbietern. Das heißt wir decken den größtmöglichen Raum in DE ab. In anderen Ländern haben wir nicht immer alle Anbieter, aber in aller Regel haben wir mit 2 oder mehr Anbietern Roaming Verträge wenn möglich. Unsere SIM Karten haben auch kein “Steering” d.H. das Gerät kann einfach das stärkste Netz nehmen. Das ist auch ein Grund warum Datenvolumen bei uns mehr kostet.
2G/3G macht im Moment grob 60-70% der Geräte aus. “4G/5G” (da steckt noch mehr dahinter) ist der Rest. Die Zahlen lassen mich auch etwas nervös werden wenn es darum geht dass nach 3G jetzt auch 2G irgendwann dran glauben muss. Ich versteh zwar dass man die Frequenzbänder für andere Dinge einsetzen will, aber das würde Millonen von Geräte über Nacht zu Briefbeschwerern werden lassen.
Aber das ist leider auch ein Problem des IoT im Allgemeinen. Geräte werden oft nur selten gegen Sicherheitslücken gepatcht und lassen sich dann recht einfach für Botnetze rekrutieren. Oder es laufen irgendwelche Root-Zertifikate ab, und dann können Millionen Geräte plötzlich nicht mehr verschlüsselt kommunizieren. Letztens gab es genau dieses Problem bei den Karten-Terminals einiger großer Ketten incl. Rewe und so. Da ist ein Root-Zertifikat abgelaufen und Zack, konntest du im Laden nicht mehr mit Karte zahlen. Ich versteh zwar nicht wie die Firma die die Terminals herstellt das übersehen konnte. Aber sowas passiert halt. Deswegen brauchen wir einfach genug Kapazität im IT Bereich, sehr viele ITler sind inzwischen Systemkritische Arbeitskräfte.
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Stimme dir quasi uneingeschränkt zu.
Magst du sagen für wen, oder verklausulierte Hinweise geben? Alternativ: Wer ist eure Zielgruppe?
Wie steht ihr zu “Bastlern”? So in der Richtung Hobby-Projekte mit Arduinos und ESP32 Mikrocontrollern?
Ich darf zwar über einige Kunden prinzipiell sprechen, würde es aber hier vermeiden.
Ich kann allerdings sagen dass man unsere SIMs mitunter in E-Rollern, Wetterstationen, GPS Trackern, Mülleimern (nicht was du gerade denkst :P) und Weidezaungeräten findet.
Wir haben kein Problem mit Bastlern, allerdings sind wir preislich nicht unbedingt auf diesen Kundenbereich ausgerichtet es gibt keinen “Hobby Tarif” oder so. Man kann bei uns ein Testpaket anfordern und bekommt auch ein bisschen Startguthaben. Wenn du tatsächlich nur sehr wenig Daten hast könnte es bezahlbar sein ein paar Sensoren zu betreiben. Ich empfehle nur Datenlimits einzusetzen.
Falls du Interesse hast schick mir villeicht einfach eine Direktnachricht.
Ab und zu lese ich mal die c’t und was so mit LTE-M, LoRa und schickem 5G-Zeug los ist. Ich denke dort werde ich den Firmennamen schoneinmal gelesen haben. Viele Angebote richten sich ja wirklich nicht an Endkunden oder Bastler, und dann lohnt es sich für mich eigentlich auch meist nicht die Angebote ganz genau anzuschauen. Aber Dankeschön für die Antwort.
Ich habe mal irgendwann eine Reportage über diese smarten Mülltonnen gesehen. Ich weiß, dass Automatisierung und effiziente (Geschäfts-)Abläufe viel Potenzial haben und Dienstleistungen effizienter und günstiger machen. Es sollte ja auch die Umwelt schonen, wenn man nicht jede leere Tonne anfahren und reingucken muss. Sobald die Dinger allerdings selber entscheiden ob sie den Deckel für mich öffnen, empfinde ich das aber schon als anmaßend von so einem Klumpen Plastik/Blech mit IoT-connectivity.
Wie stehst du denn privat zu smarten und vernetzten Geräten? Ist dein ‘Home’ smart? Haben deine Dunstabzugshaube und Kühlschrank WiFi? Alexa? Heizung? Nutzt du IoT Dienste (unterwegs) die ich nicht auf dem Schirm habe und sie bereichern dein Leben?
Ich denke IoT hat viel potenzial. Aber leider halt in alle Richtungen. Potenziell kann man damit sehr gut Dinge optimieren und die Umwelt schützen. Aber auf der anderen Seite gibts auch viel Misbrauchs-Potenzial und IoT Geräte werden nicht selten zu Umweltproblemen…
Ich selber habe Smart-Home Geräte. Ich habe beispielsweise Temperatur und Feuchtigkeitsmesser in meinen Räumen und Draußen. In Kombination mit einer sinnvollen Belüftungsanlage könnten solche Daten bspw. genutzt werden um nur dann zu lüften wenn es dem Raumklima auch wirklich zuträglich ist. Das mache ich bisher noch manuell auf Basis der Daten, sehe aber großes Potenzial für solche Dinge auch bspw bei der Heizung. Ob man wirklich einen Smart-Kühlschrank & Co braucht… Naja müssen die Leute selber wissen bestimmte Sachen müssen echt keine Internetanbindung haben…
Ist allerdings definitv bequem Lichter bedienen zu können ohne einen Schalter zu brauchen.Unterwegs nutze ich IoT Dienste meist nur indirekt. Bspw. Carsharing oder Microbility Angebote.
Die Datenvolumina der Verträge werden immer größer und es gibt mittlerweile auch erschwingliche unbegrenzte Tarife.
Glaubst du, dass die Entwicklung für die Verbraucher in Richtung Flatrates ohne Begrenzung gehen wird, wie man sie von DSL kennt, oder werden die Mobilfunkverträge ihre Datenlimits weitgehend behalten?
Solange die Mobilfunkbetreiber mit gedeckelten Verträgen Geld machen können werden die das auch tun. Leider ist das nicht wirklich mein Bereich, da wir ja nicht an Endkunden verkaufen sondern primär an Firmen.
Ich weiß dass es inzwischen einige Verträge gibt die einer Flatrate gleichkommen, aber im Endeffekt geben die großen 3 in Deutschland den Ton an. Und was die für einen unlimitierten Vertrag Verlangen ist schon z.T. absurd.
Ich denke das wir irgendwann vielleicht einigermaßen bezahlbare unlimitierte Tarife haben werden, aber ich denke nicht dass die limitierten Tarife wegfallen werden. Vielleicht werden sie einfach etwas billiger.