Bisschen merkwürdig, die Überschrift und auch der Artikel als ganzes. Die Reise ist sicherlich bemerkenswert und ich hätte gerne gelesen, ob das Fernbleiben nun vorab entschuldigt war oder - falls nicht - Konsequenzen für den betroffenen Angeklagten hatte.
Aber was mich hier noch mehr stört, ist dass das Schiff eine Autofähre ist und eben kein klassisches Kreuzfahrtschiff. War der Aktivist nun auf einer Dienstreise mit Montagewagen oder ist der nur mit der Fähre hin und hergefahren? Das macht in der Bewertung ja einen ganz erheblichen Unterschied, aber darauf wird nicht eingegangen.
Autofähre? Das sieht der Betreiber aber anders: https://www.colorline.de/kiel-oslo
“Überfahrt mit Kreuzfahrt-Ambiente”. Es handelt sich also um zwei Fährfahrten mit etwas mehr Belustigung.
Das Stichwort lautet: Vergnügungsreise.
Colorline verkauft sich gerne als luxuriöse Fähre, schlussendlich sind die Fähren aber Mittel zum Zweck. Für reine Vergnügung sind die Überfahrten zu teuer, wenn man wirklich an einer “vernünftigen” Kreuzfahrt interessiert ist, bucht man sowas nicht. Die Überfahrt ist etwas mehr Vergnügen als wenn man einfach nur in einer normale Fähre sitzt, bei einer Fahrtzeit von 20h aber auch notwendig.
Wenn man mit dem Auto nach Norwegen muss ist diese Fährverbindung auch eine der einzigen Alternativen. Ansonsten gibt es Hirtshals <-> Larvik als Fähralternative, da muss man aber deutlich länger Auto fahren oder man fährt komplett durch Dänemark und Schweden. Je nach Zweck der Reise ist Kiel <-> Oslo die womöglich wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Alternative.
Das hat mit der üblichen Kreuzfahrt, bei der man wochenweise von einer Touristenattraktion zur nächsten reist, nicht so viel zu tun.
Und hat irgendeine Klimaorganisation gesagt, dass halbwegs verantwortliches Reisen innerhalb Europas schlecht sei? M.E. nicht. Die Reise ist aus Klimasicht bestimmt nicht optimal: Wahrscheinlich kann man eine Fähre mit weniger Komfort oder vielleicht eine kürzere Reise mit weniger See- und mehr Landanteil finden (zum Beispiel über Land via Dänemark) — das dauert aber sicher länger. In Zukunft kann man auch den Antrieb der Fähren verbessern.
Trotz all dem Verbesserungspotential: Die offensichtliche Alternative zur Fähre ist, dass man kann nach Oslo fliegen kann. Und das ist dramatisch schlechter als die “Mini-Kreuzfahrt”.
Oder halt gar nicht nur zum Vergnügen reisen? Beziehungsweise halt doch zum Vergnügen reisen, aber es dann nicht anderen vorwerfen?
Kann es sein, dass du versuchst, jegliche Argumente der LG etc. misszuverstehen? Bitte zeig mir irgendein Textbeispiel, wo sich jemand von der LG oder Fridays oder XR gegen Fährfahrten ausspricht.
Es ging nie darum, anderen Privatpersonen den Urlaub zu vermiesen. Es geht nur darum, dass unsere konsumgetriebenen Systeme (und darunter auch die Reiseindustrie) nicht so krass auf Kosten der Allgemeinheit/der Umwelt arbeiten dürfen.
Ich versuche nicht, alle Argumente falsch zu verstehen. Aber ihr selbsterklärter Protestkonsens besagt, dass sie bereit sind, “alle staatlichen Konsequenzen in Kauf zu nehmen”. Dazu würde es gehören, sich vor Gericht zu verantworten. Tut man das nicht, wie im Artikel beschrieben, handelt man widersprüchlich. https://letztegeneration.org/mitmachen/werte-protestkonsens/#werte
Woher hast du die Info mit der Vergnügungsreise? Hast du eventuell weitere Hintergründe, die in dem verlinkten Artikel nicht zu lesen sind, beim Verständnis der Situation aber helfen können?
Die Info habe ich von dem Anbieter der Reise (siehe Link).
Die Amtsrichterin schlug zudem einen ungewöhnlichen Kompromiss vor: Die Gruppe soll den Saal im Regionshaus putzen, dafür darf sie einen Brief an die Abgeordneten schreiben.
Sehr merkwürdig. Jeder Bürger hat das Recht seinem Abgeordneten zu schreiben. Wieso gibt die Richterin den Angeklagten dann explizit eine Erlaubnis unter Auflagen dazu?