(…) Thierig sagte: »Wir haben die Belegschaft auf der Betriebsversammlung über die Hausbesuche informiert und unser Vorgehen dargelegt.« Es sei auf große Zustimmung der Belegschaft gestoßen. Zuvor habe es bereits das Feedback gegeben, dass Beschäftigte wegen der hohen Abwesenheit ihrer Kolleginnen und Kollegen frustriert seien.
»Wir haben gut 200 Mitarbeiter festgestellt, die sich in der Lohnfortzahlung befinden, aber die in diesem Jahr noch gar nicht arbeiten waren. Sie bringen mindestens alle 6 Wochen neue Krankmeldungen«, sagte Thierig. »Wir haben uns zwei Dutzend Fälle herausgesucht.« Der Fertigungs- und der Personalleiter hätten dann unangekündigt Hausbesuche bei den Beschäftigten gemacht. »Ein Großteil wurde nicht angetroffen, teils war sehr aggressives Verhalten zu spüren.«
Aus Sicht des Tesla-Managers liegt der Grund für den Krankenstand nicht bei den Arbeitsbedingungen. »In unseren Analysen zur Anwesenheit sind Phänomene offensichtlich geworden: freitags und in Spätschichten sind circa fünf Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet als an anderen Wochentagen«, sagte Thierig.
»Das ist kein Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, denn die Arbeitsbedingungen sind an allen Arbeitstagen und in allen Schichten gleich. Es suggeriert, dass das deutsche Sozialsystem ein Stück weit ausgenutzt wird.« Tesla habe mehr als 1500 Leiharbeitnehmer, die unter den gleichen Bedingungen arbeiteten. Hier liege der Krankenstand bei zwei Prozent. (…)
Uhm… Nicht einmal die Polizei darf das, unangekündigt?!
Der Arbeitnehmer muss da nicht kooperieren. Der kann die vor der Tür stehen und klingeln lassen.
Ein Großteil wurde nicht angetrofffen
Ist das überhaupt relevant?
Wenn der Mensch nicht angetrofffen wird, dann ist er vielleicht gerade im Keller, oder beim Arzt, oder beim Einkaufen, oder im Kino… und das alles geht den Chef nichts an, und das alles ist vollkommen erlaubt und auch nicht geeignet, um die angedeutete Anschuldigung “Krankfeiern” (=Betrug) daraus abzuleiten.
Sehr wohl relevant ist allerdings, dass die Leute das erwähnen, dass Menschen nicht angetroffen wurden!
Das darf man interpretieren: Sie wollen all diese Andeutungen machen. Sie wollen ihre Mitarbeiter Betrüger nennen.
Nicht nur das - Wohnungen haben halt so Dinge wie Türspione, Türkameras und Fenster haben, mit denen man sehen kann, wer vor der Tür steht. Wenn da dann der Chef von der Arbeit unangemeldet steht, macht man besser nicht auf. Daraus kann einfach nichts Gutes entstehen. Dazu kommt dann auch noch die komplett falsche Vorstellung, dass Kranke immer zuhause im Bett liegen. Bei psychischen Erkrankungen ist das ja eh eher kontraproduktiv, aber auch wenn du was Körperliches hast, bist du ja häufig unterwegs, zum Arzt, Reha, Physio, Bestrahlung und so weiter.
Dazu kommt dann auch noch die komplett falsche Vorstellung, dass Kranke immer zuhause im Bett liegen.
Und selbst dann… wenn ich persönlich krank im Bett liege und jemand klingelt stehe ich nicht auf. Was wäre denn dann das Ergebnis des Besuchs? Ich muss sowieso für fast niemanden die Tür öffnen.
aber auch wenn du was Körperliches hast, bist du ja häufig unterwegs,
Mein Arzt meinte zu mir mal, ich solle mich (war Winter) dick anziehen, und täglich mindestens eine Stunde an der frischen Luft verbringen.
Bizarr. Was sollte ein Hausbesuch durch den Arbeitgeber auch bringen? Das sind weder Ärzte noch Psychotherapeuten, geschweige denn beides, somit können sie Arbeitsunfähigkeit also auch gar nicht einschätzen.
Der einzige logische Zweck ist Drangsalierung.
Der Arbeitnehmer muss seinem Arbeitgeber erstmal gar nicht sagen, was ihm gesundheitlich fehlt. Bereits da hakt es.
Und ich würde zu gerne hören, wie ein solcher Besuch tatsächlich abgelaufen ist. Die standen bestimmt nicht mit Blümchen und einer Gute-Besserungs-Karte vor der Tür.
Ich stimme Deiner Schlussfolgerung da also zu.
Der Arbeitnehmer muss seinem Arbeitgeber erstmal gar nicht sagen, was ihm gesundheitlich fehlt.
So ist es. Der Chef müsste sich also in der Lage fühlen, auf einen Blick jede potentiell arbeitsunfähig machende Diagnose (aus jedem einzelnen medizinischen und psychischen Störungsbereich) restlos ausschließen zu können. Vollkommen hirnverbrannt.
Wenn das keine rechtlichen Konsequenzen hat verlier ich meine letzte Hoffnung ins deutsche Arbeitsrecht.
Der Arbeitnehmer muss seinem Arbeitgeber erstmal gar nicht sagen, was ihm gesundheitlich fehlt.
Deshalb steht auch der Grund der Krankschreibung nur auf den AU-Exemplaren für die Krankenkasse und den Patienten selbst, nicht aber auf dem Exemplar für den Arbeitgeber.
Interessante “Argumentation”. Er insinuiert da eher, dass die Leute “blau machen”.
Der Unterschied zwischen Leiharbeitern und den direkt bei Tesla angestellten dürfte sich eher durch den Druck in der Leiharbeitsbranche erklären lassen. Die Leute haben oft befristete Verträge und zumindest einige Leiharbeitsfirmen kündigen auch sehr schnell, wenn jemand öfter krank ist.
Und wie er soviele Leute gefunden haben will, die im ganzen Jahr (es ist schon September - das wären 8,5 Monate) noch nicht gearbeitet haben, aber immer noch Lohnfortzahlung bekommen. Da müsste jemand aber sehr speziell krank sein und alle paar Wochen neue Krankheiten haben. Ansonsten wären die - zumindest zeitweise - im Krankengeldbezug.
Lohnfortzahlung
Krankengeldbezug.
Wenn man eine ordentliche Drohkulisse aufbauen will, dann kann man solche Kleinigkeiten schon mal verwechseln, oder? ;-)
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Schönes AG freundliches Framing im Titel, das heißt Arbeitsunfähigkeit und das aus gutem Grund. Es gibt genug Gründe die es dir unmöglich machen zu arbeiten, bei denen es sogar hilfreich ist raus zu kommen
Aus Sicht des Tesla-Managers liegt der Grund für den Krankenstand nicht bei den Arbeitsbedingungen. »In unseren Analysen zur Anwesenheit sind Phänomene offensichtlich geworden: freitags und in Spätschichten sind circa fünf Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet als an anderen Wochentagen«, sagte Thierig.
Komisch. Bei meinen bisherigen AGs gab es solche Probleme, und solche “Lösungsansätze” nie. Aber wäre ja absurd, wenn ein Problem, dass bei Tesla so spezifisch ist irgendwas mit dem Unternehmen Tesla zu tun hat. Bestimmt sind die Brandenburger in der Ecke nur alle besonders faul.
Welcome to Germany, Ami.